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Universität Ulrichsberg

Textfragments from lecture

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Followings text shows fragments of my lectures during the show:

Grundlagen zur Bewertung von Gebäutetypen entwickelt anhand systematischer
Untersuchungen von industriell gefertigten Waschbeton-Minimal-Baukörpern als
Verwahrräume für Entsorgungsgüter.

Bei den im Volksmund als ‘Mülltonnenhäuschen’ bezeichneten Minimalgebäuden handelt es um monofunktionale Gebäude, sie dienen dem Zweck der temporären Hausabfallverwahrung im Holsystem der kommunalen Abfallentsorgung. Es lassen sich bei ihnen Untersuchungen mit hoher Präzision durchführen, die im Sinne einer ‚pars-pro-toto-Auffassung‘ Schlüsse auf andere Gebäudegattungen zulassen.

Unter den industriell produzierten Waschbetongebäuden stellen die Verwahrräume für Entsorgungsgüter die größte Gruppe von Gebäuden. Die Verwahrung des Hausmülls ist in straßennahen Freibereichen angeordnet, um in ausreichender Nähe zu den Nutzern zu sein und für die Müllabfuhr einen entsorgungstechnisch sinnvollen Standort zu haben. Durch die “aus den Augen, aus dem Sinn’-Mentalität“ die Alexander Mitscherlich als ‘Reinlichkeitsästhetik’ beschreibt besteht der Zwang Gebäude zu errichten welche den Abfall aus der Sicht nehmem. Alexander Kira bemerkt, daß Abfall nur dann
als störend empfunden wird, wenn er gesehen werden kann, es ist dabei also nicht wichtig, ob er tatsächlich vorhanden ist.

[…]

Der meist orthogonale Grundkörper des Verwahrraums für Entsorgungsgüter verdankt seine Formgenese dem Leitspruch „form follows function“, seine Sturzausbildung ist funktional bestimmt. Die Türen, an denen die Müllbehälter schwenkbar befestigt sind, können sich auch dann öffnen, wenn die Behälterdeckel wegen Überfüllung nach oben abstehen. Neben der Primärfunktion treffen wir auch auf Funktionsvernetzungen, z.B. durch Intergration von Einwurfkästen für Postsendungen, Klingel oder Gegensprechanlagen, die im Müllschrank integriert werden.

Waschbeton-Minimalbaukörper weisen ein besonderes Merkmal auf, das in der Architektur nur selten auftritt, die Inkorporation. Betrachtet man die Abfalltonne bereits als Gebäude, stellt man fest, dass wesentliche Merkmale eines Funktionsgebäudes, wie die konstituierende Differenz von außen/innen im Sinne von Niklas Luhmann und Dirk Baecker nachweisbar sind und zudem fremdkonditionierende Merkmale wie z.B. Schutz vor inneren und äußeren Einflüssen des Inhalts, Witterungsbeständigkeit, Ausbildung einer definierten Außenform usw. nachgewiesen werden können. Werden diese ‘Gebäude’ dem Innenraum der Müllschränke zugeordnet, so ergibt sich eine Inkorporation. Analog der russischen Babuschka-Figur, also der Puppe in der Puppe, zeigt sich hier ein Phänomen, das wir aus der Psychologie kennen. Steht der Baukörper unter einem Carport, oder ist er mit einem Rankgitter verkleidet, dann tritt eine Inkorporation des ‘2.Grades’ auf. D.h. die Inkorporation besteht aus drei definitionsgemäß unabhängigen Gebäuden.

Text: Aus der Dissertation von Matthias Castorph „ Gebäudetypologie als Basis für Qualifizierungssysteme“ Universität Kaiserslautern, Doktor-Ingenieur
Architektur/ Raum- und Umweltplanung,1999

Kontakt- und Kommunikationsverhalten in gastronomischen Betrieben

Die Gaststätte ist von ihrer Funktion her eine Versorgungseinrichtung, in die die Menschen nach ihrem freien Willen kommen mit dem Wunsch zu speisen, zu trinken, gesellig beieinader zu sein, sich zu unterhalten und unterhalten zu lassen. Durch Unterhaltung kann erreicht werden, daß der Vorgang der aktiven Erholung wesentlich begünstigt wird. Dadurch kann besonders bei ihrer Anwendung in Form von Unterhaltungsleistungen in der Gaststätte eine heitere Grundstimmung erreicht werden, die als Frohsinn die gesammte Verhaltensweise der Besucher emotional beeinflußt, so daß die Menschen in eine aufnahmebereite, produktive Einstellung versetzt werden. Unterhaltsame Erlebnisse führen nicht zum sinnlosen Trinken. Sie fördern den Prozeß der aktiven Erholung.
Rubinstein ging davon aus, daß Lust und Unlust, Spannung und Entspannung, Erregung und Beruhigung allgemeinste Qualitäten sind, die die vielgestalteten Emotionen und Gefühle der Menschen charakterisieren. Eine solche spezifische Erscheinungsform ist der Genuß.

Bei der Gestaltung der räumlichen Struktur der heute zu behandelnden Diskothek wurde großes Augenmerk auf die aktive Erholung der Gäste gewidmet. Die Diskothek ist in kleine Sitznischen mit einer gewissen Rückenfreiheit aufgegliedert. Durch diese Sitzordnung kommt bei den Jugendlichen eine gewisse Art der Geborgenheit, aber auch der Abgegrenztheit, die sie wünschen, zum Tragen.

[…]

Der Verfasser konnte beobachten, daß bei rötlichen Lichteffekten, in Verbindung mit der musikalischen Akustik, bei der Diskothekbesuchern ein Gefühl der Wärme, Ruhe und Geborgenheit auf dem Tanzparkett und in den Sitznischen das „Kuscheln“ sowie die Neigung zum Flüstern gegeben war. Bläuliche Lichteffekte oder grelle grüne Farben aus der Lichtorgel schafften Bewegungsaktivitäten, aber auch zeitweilige Hektik, die durch die Musik zum Teil neutralisiert wurden.
Da es in der Diskothek „rund“ und „bunt“ zugehen soll, wurden farbige, hölzerne Säulen als Gestaltungselemente verwendet.

[…]

Ehe die ersten Tanzpaare die Tanzfläche betraten, vergingen oft bis zu 20 Minuten. Wenn der Diskosprecher jedoch eine sehr gute, den Wünschen der Jugendlichen entsprechende Melodie (auch Diskoaufmacher genannt) auflegte, war die Zeit des Abwartens verkürzt. Im Gegensatz zur ausführlichen und sehr impulsiven Art der personalen Kommunikation an den Sitzplätzen wurde beim Tanzen kaum die sprachliche Kommunikation bevorzugt. Man sah und wurde gesehen – auf der Tanzfläche wirkten alle Bewegungen steif und trotz unterschiedlichem Sound stereotyp.

Bei den Trinkgewohnheiten reichte das Sortiment jugendorientierter Gastronomie von vorrangig alkoholfreien Getränken, Milchgetränken bis zu Mixgetränken. Da von allen vorwiegend Cola konsumiert wurde, bot sich dieses Getränk dafür an, es mit Rum, Weinbrand oder Wodka aus der heimlich mitgebrachten „Pulliflasche“ zu mixen. Bei den Jungen trat dies stärker auf. Sie wollten ihre Hemmungen gegenüber den biologisch und vom ganzen Habitus her reifer wirkenden Mädchen abbauen.

Text: Aus der Diplomarbeit von Peter Reiser „Kommunikations- und Kontaktverhalten in städtischen Gaststätten, untersucht am Beispiel langfristiger Veranstaltungsplanung in gastronomischen Einrichtungen“, Humboldt-Universität Berlin, Kulturwissenschaft 1978. (Diese Arbeit wurde 2001 von der Universitätsbibliothek ausgemustert)

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